Das Bett #1

Der Weg zum Holz

Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass ich schon länger davon träume, in einem von Hand hergestellten Bett zu schlafen?… Doch aus welchem Holz soll so ein Bett sein?… Ist es hierfür nicht sogar sinnvoll, sich bei einem Holzhändler erstmal einen groben Überblick zu verschaffen, welche Hölzer in Frage kommen könnten? Hierfür bin ich vor einigen Wochen – noch vor meinem Arbeitsunfall – mit der Bahn in die Bremer Neustadt gefahren. Das Ziel meiner Reise war ein Traditionsunternehmen für Schnittholz und andere Produkte aus Holz. Vom Bahnhof Bremen Neustadt bis zum Holzhandel waren es nur wenige Minuten zu Fuß. Sie fragen sich vielleicht warum ich die Reise mit der Bahn angetreten bin? Ich besitze schon seit einigen Jahren kein Auto mehr. Mit diesem Beitrag möchte ich Ihnen zeigen, dass es mir dennoch gelang, auch ohne einen PKW Holz zu beschaffen. Nachdem ich die Holzauswahl getroffen habe, werden mir genau die selben Bretter nach Hause geliefert. Dieses Unternehmen bietet diesen Service sogar für den Privatkunden an (mit einem Aufpreis).

Die Herkunft der Hölzer

Angekommen in einer großen Lagerhalle, verschaffte ich mir zunächst alleine einen Eindruck über das Angebot der vorrätigen Schnitthölzer, denn alle Mitarbeiter befanden sich gerade in ihrer wohlverdienten Mittagspause. Obwohl das Angebot relativ überschaubar war, viel mir die Entscheidung zunächst nicht leicht. Schlussendlich habe ich mich dann für ein Nadelholz entschieden. Aber Nadelholz ist nicht gleich Nadelholz! Ich dachte mir, dass ich in einem Bett aus sibirischer Lärche wohl kaum ein Auge zubekommen hätte – ich kam mehr und mehr ins Grübeln… Wissen Sie eigentlich, was in den Wäldern Sibiriens passiert? Wohingegen im Volksmund immer nur von den gefährdeten Tropenwäldern die Rede ist, wird währenddessen in den borealen Urwäldern Sibiriens, die zu den sieben letzten Urwäldern weltweit gehören, seit Jahren ohne Rücksicht auf die Verluste mit sogenannten „Harvestern“ alles kurz und klein geschlagen (bis zu 600 Bäume/Tag/Harvester).

Lesen Sie hier mehr zu diesem Thema.

Die Holzauswahl

Leider gingen mir trotz des Anblickes der schönen Holzer  – und manchmal wünsche ich mir, ich könnte diese pessimistischen Gedanken auch einfach mal zuhause lassen – diese Fragen durch den Kopf. Dies wurde leider auch nicht besser durch die Antwort eines Mitarbeiters auf meine Frage, woher die einzelnen Hölzer denn stammen würden. Wie schon erwartet, gab es darauf nämlich zunächst keine verlässliche Antwort. Auf mich wirkte es ehrlich gesagt aber auch nicht so, als ob das eine Frage wäre, die die anderen Kunden dort häufiger stellen würden. Ich grübelte ein bisschen weiter, während der kernige Mitarbeiter langsam mit seinem Gabelstapler anrollte…  Dann aber plötzlich riet mir der freundliche Herr auf dem Stapler zu einer schwedischen Kiefer. Einen Nachweis darüber habe ich nicht bekommen. Also vertraute ich dem etwas ratlosen, aber ausgesprochen freundlichen Mitarbeiter, denn ich wollte ihn nicht weiter unnötig von seiner Arbeit abhalten…, also begann ich mit der Holzauswahl.

Verantwortung

Leider habe ich diese Erfahrung auch schon zuvor telefonisch bei anderen Holzhändlern machen müssen, wenn ich z.B. einen Holzeinkauf für die Schule tätigte. Eine Transparenz über die Herkunft der Hölzer zu schaffen, zählt auch im Jahre 2018 nicht zur Stärke der Holzindustrie. Doch nicht alleine die Industrie ist schuld daran. Der Holzhandel steht schon seit vielen vielen Jahren unter dem Druck der globalen Märkte. Auf die einheimischen Wälder halten Umweltverbände ihre schützenden Hände, was ich persönlich sehr begrüße, damit sie nicht auch noch unserem Konsumverhalten zum Opfer fallen. Ich denke, dass wir auch an dieser Stelle feststellen können, dass nicht nur allein die Politik, sondern jeder einzelne verantwortlich für die Umweltschäden dieses schönen Planeten ist.

Die Lieferung erfolgte dann knapp zwei Wochen später über einen sehr freundlichen und gut gelaunten Kurierdienstfahrer im Sprinter. Seit dem lagert das Kiefernholz in meiner Werkstatt. Ich freue mich schon sehr auf die Arbeit, die vor mir liegt. Denn ein Bett komplett mit den Händen herzustellen ist schon etwas ganz Besonderes.