Das Bett #7

Moin, hoffentlich sind Sie gut durch die heißesten Tage unseres Lebens gekommen. Es klingt schon ziemlich übertrieben, doch leider ist es war. Es ist höchste Zeit, das wir jetzt alle etwas tun. Oder sollten wir einfach mal weniger tun?… Einige tun schon eine ganze Menge für die Umwelt, so war es vor ein paar Jahren noch eher ein Nischendasein. Heute spricht man schon häufiger von einem nachhaltigen Lebensstil. Der Natur einfach mal etwas zurückgeben, so könnte man es auch bezeichnen. Sobald es um den Umweltschutz geht, haben viele Menschen das Gefühl, dass ihnen etwas weg genommen wird. Natürlich, beim Thema CO2-Steuer sind die Meisten in Sorge, dass sie sich viele Dinge in Zukunft nicht mehr leisten können.

Unser Verhalten

Zwei der derzeit viel diskutierten Bereiche bei denen durch Modernisierung viel CO2 eingespart werden kann, sind der Verkehr und die Wärme (Heizung und Warmwasser). Aber außer, dass man in diesen beiden Bereichen mit Modernisierungen den Klimaschutz vorantreibt, sollte man auch im Auge behalten, dass man ebenso viel bewirken kann, wenn es bei den Menschen zu einer nachhaltigen Verhaltensveränderung kommt. Derzeit scheint es, als wäre es eine der größten Herausforderungen die uns bevorsteht. Der warme Hintern auf der Couch wie auf der Straße ist für viele zum Standard geworden, wie der tägliche Kaffee und das tägliche Ei. Apropos Ei! Ein weiterer wichtiger, klimarelevanter Faktor neben dem Verkehr und der Wärmeenergie ist ja bekanntlich die Ernährung. Ja, du bist was du isst. Viele Menschen essen viele Tiere und die fressen vieeeel Gras und trinken vieeeel Wasser. Etwa 40 Kilo Futter und 100 Liter Wasser „verbraucht“ eine Kuh im Durchschnitt am Tag. Also, nicht nur das Heizen und der Verkehr wirken sich durch den CO2 Ausstoß schlecht auf unser Klima aus. Auch Tiere, allen voran die Kuh, denn sie stößt sehr viel Methan aus, welches als Treibhausgas noch deutlich aggressiver eingestuft wird. Das „erfreuliche“ hierbei ist, dass es nicht so lange in der Atmosphäre verweilt wie das länger anhaltende Kohlendioxid (würde man weniger Vieh halten). Eine globale Verhaltensveränderung der Essgewohnheiten könnte unseren Planeten nicht nur kühler sondern auch deutlich Artenreicher aussehen lassen. Denn nicht nur aufgrund des Methanausstoßes sehe ich die industrielle Fleischproduktion als ein Problem. Nehmen wir nochmal das Beispiel der Kuh sowohl ökologisch als auch ethisch betrachtet genauer unter die Lupe. Denn ich plädiere dafür, dass alle gehaltenen Tiere ein Recht darauf haben, auch mal den Stall zu verlassen. So ein Leben im Draußen braucht allerdings auch viel Platz. Um so mehr Platz verlangt es die biologische Landwirtschaft. Der zu hohe Fleischkonsum – ob Bio oder konventionell – schadet nicht nur erheblich dem Klima, er verändert die Landschaft zu Monokulturen (Weiden zum Grasen, Anbau von Kraftfutter etc.) und zerstört somit weltweit die Artenvielfalt. Ein „Bio für alle“ ist also auch keine Lösung. Denn dann wären noch viel größere Landstriche Weideland (Beispiel: Biofleisch aus Argentinien). Trotzdem entscheide ich mich, wenn bei mir zuhause mal Fleisch auf den Teller kommt, für das zwar teurere aber auch leckere Biolandfleisch vom Bauernmarkt in Oldenburg

Doch man kann auch nicht sagen, dass sich in der letzten Zeit gar nichts an unserem Verhalten verändert hat. Zum Beispiel setzt ein sehr bekannter Fleischproduzent aus unserem Nachbarort Bad Zwischenahn mittlerweile 30% seines Umsatzes mit vegetarischen Alternativprodukten um. Das sollte einem doch zu denken geben. Der „Metzger des Vertrauens“ ist ein guter Schritt in die richtige Richtung, jedoch sollte man auch ihm nicht blind vertrauen. Seine Fleischwaren kommen häufig auch aus einer der wenigen großen, industriellen Schlachtbetriebe, deren Methoden mir persönlich den Appetit verderben. Aber wie gesagt:“du bist, was du isst!“

Bei aller Kritik an den Verbraucher, sollte man wissen, dass die Fleischproduktion in Deutschland immer noch ansteigt, obwohl der deutsche Bedarf aufgrund von immer mehr VegetarierInnen sinkt. Deutsches Fleisch ist ein Exportschlager, welcher durch hohe Subventionen kostengünstig in der weiten Welt verkauft wird und obendrein die einheimischen Märkte der Abnehmerländer verzerrt. 

Mein Fazit lautet: reduzieren wir die Produktion tierischer Produkte, kämen wir als erstes dem Tierschutz erheblich näher, denn es müssten weniger Tiere gehalten werden, sie hätten also viel mehr Platz im Stall und auf der Wiese. Dies führe dann zu weniger monokultureller Flächennutzung und weniger Gülle. Das hieße dann auch, dass sich weniger Nitrat bzw. Nitrit im Grundwasser anreichern würde, das wiederum bedeuten würde, dass weniger Strafzahlungen an die EU fällig wären (bis zu 850.000€/Tag). Es gibt tatsächlich Bauern, die ihre Gülle in speziellen Anlagen klären oder sie verkaufen. Entschuldigung für meine forsche Ausdrucksweise aber, für wie dumm muss man sich eigentlich verkaufen lassen, bis man endlich schnallt, dass da ein Fehler im System ist. Sind wir doch mal ehrlich, eine hofeigene Kläranlage für Gülle ist genauso absurd wie eine stationäre Filteranlage an viel befahrenen Straßen.

Eine Verhaltensveränderung zu weniger Fleisch und generell weniger tierischer Produkte muss her – tierische Produkte müssen teurer werden! Ich finde es fragwürdig, dass ein Liter Bio-Apfelsaft im Supermarkt teurer ist als ein Liter Bio-Milch (Systemfehler). 

Die CO2-Steuer

Ich kann mir bei allen klimaschädlichen Gewohnheiten die mir so einfallen, nichts sinnvolleres vorstellen, als unsere kapitalistisch ausgerichtete Gesellschaft über einen dynamisch steigenden CO2-Preis zur Vernunft zu bringen. Steigt der Preis, sinkt die Nachfrage und die Hersteller werden gezwungen sich um klimafreundliche Alternativen zu bemühen. Natürlich bin ich für ein sozialverträglichen Preis. Wenn ich mit KollegInnen und Bekannten darüber spreche, höre ich häufig, dass man durch eine CO2-Steuer deutlich benachteiligt wäre, da man zum Beispiel in ländlicher Region auf das Auto angewiesen sei. Andererseits fühle ich mich auf den Straßen als Radfahrer auch häufig benachteiligt und das liegt auch an den „Dorftrotteln“ die es nicht gewohnt sind sich mit Radfahrern die Straßen zu teilen (Beispiel Fahrradstraße, bitte mit Humor auffassen). Natürlich müssen die Einnahmen für so eine C02-Steuer auch für den Ausbau eines ÖPNV verendet werden. Eine direkte Rückgabe finde ich persönlich heuchlerisch. Man muss ehrlich sein und die Leute aufklären. Daher fände ich die Idee eines kostenlosen ÖPNV, bezahlt durch die Einnahmen einer CO2-Steuer zumindest in Ansetzen nicht verkehrt. Ebenso, wie den Aus- & besser den Umbau zu Radschnellwegen. Wer dann in Zukunft unbedingt ein Auto fahren muss, fährt elektronisch (bei einer durchschnittlichen Fahrkapazität eines E-Autos von 300 km am Stück, sollte das kein Problem sein). Fair auswirken würde sich die CO2-Steuer auch, wenn bei zukünftigen Personalentscheidung von Bewerbungsverfahren auf dem Arbeitsmarkt der Wohnort mit berücksichtigt wird, damit haben die Menschen die Möglichkeit ihren Arbeitsweg zu verkürzen. Leider geht das alles nicht von heute auf morgen – möge uns die Umwelt noch ein bisschen Zeit gewähren… Aber die CO2-Steuer wird jeder Person dabei helfen, das zukünftige Verhalten zu verändern. Denn die letzten heißen Tage im Juli, auch wenn es die heißesten unseres Lebens waren, werden nur einen Teil der Menschen zum Umdenken bewegen, da nur ein Teil direkt von den Auswirkungen betroffen sind, so sind wir Menschen.

Auch wenn die C02-Steuer derzeit bei vielen deutschen noch Reaktanz auslöst, kann sie uns zu einer nachhaltigen Verhaltensveränderung verhelfen, die aus psychologischer Sicht nötig ist, um die ökologischen Schäden möglichst gering zu halten, die „unsere Kinder“ in der nächsten Generation ökonomisch belasten. 

Mein Verhalten

Seit 2011 fahre ich autofrei, mein derzeitiger Arbeitsweg von Oldenburg nach Delmenhorst ist hierfür nicht perfekt, aber es ist mit Rad und Bahn machbar (zwei alte Fahrräder für den Bhf Oldenburg und Delmenhorst). So bleibe ich fit, nehme nicht zu und bekomme etwas von den Jahreszeiten mit. Ich finde, es ist deutlich lebenswerter und sicherer als jeden Tag im Autoverkehr. Mein Fleischeinkauf beschränkt sich auf ca. einmal alle vier Wochen (siehe oben). Ich esse vorwiegend heimischen, selbstgeangelten Fisch (Barsch, Hecht). Unsere Heizung machen wir bedacht an, da wir in einer Altbauwohnung wohnen ist das nicht anders möglich. Und mit allen „Einschränkungen“ komme ich sehr gut zurecht. Ich fühle mich als mündiger Bürger und kann selbst entscheiden wie ich mein Leben gestalte, was ich kaufe oder wovon ich lieber die Finger lasse – das macht mich glücklich! Ich habe noch viele weitere Ideen wie man klimafreundlich und ressourcenschonend seinen Alltag meistert. Vielleicht mache ich dazu nochmal einen eigenen Beitrag. Doch erst einmal kommt mein heutiges Video.

Viele Grüße aus Oldenburg!