Das Bett #9

Der Herbst ist zurück und vielleicht kann man hier und da noch nicht vom goldenen Herbst sprechen, dennoch spürt man in den meisten Teilen Deutschlands, dass der Sommer nun vorbei ist. Was außer der fehlenden Sonne macht den Herbst eigentlich so golden, wenn nicht das goldgelbe bis rostbraune Laub auf den Grünflächen läge?…

Früher war alles besser –  für die Umwelt

Vor fast einem Jahr begann ich mit der Fertigung des Bettes, welche sich so langsam dem Ende neigt. Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie gut mir diese Arbeit tut, denn in meiner Werkstatt schalte ich einen Gang zurück. Das Arbeiten an der Hobelbank entschleunigt mich und während der Handarbeit gehen mir viele Dinge durch den Kopf. Um so mehr ich mich auf meine Welt, also die kleine historische Zeitreise einlasse, desto mehr fällt mir auf, wie sich viele alltäglichen Dinge von damals zu heute verändert haben. Nicht alles war damals besser, soviel steht fest. Doch kann man sagen – und das zeigt schon alleine meine durchaus bescheidene Arbeitsweise sehr deutlich – dass ein heute nachhaltiger Lebensstil nicht nur von privilegierten Menschen gelebt wird. Im Gegenteil, die weniger privilegierten sind es meiner Meinung nach, die in Wirklichkeit nachhaltig leben. Nur sie sind es leider auch, die durch den Klimawandel ihr Nachsehen haben – vor allem global betrachtet. Sprechen wir über Nachhaltigkeit, geht es doch in Wirklichkeit um den Verzicht. Und verzichten tun in unserer Konsumgesellschaft vor allem die, die sich nichts anderes leisten können, also ein notgedrungener Verzicht. Würde man einer Person, die schon auf vieles verzichten muss sagen, dass sie nun auch auf weitere Dinge verzichten muss, dann wäre diese Person zu tiefst enttäuscht. Leider wird aus populistischen Gründen, in der Politik derzeit nicht ganz die Wahrheit gesagt. #tellthetruth Das der Verzicht aber auch etwas gutes mit sich bringt, auch für jemanden wie mich, der mehr finanzielle Möglichkeiten hat und sich momentan einiges mehr „gönnen“ könnte, als eine allein erziehende Mutter mit drei Kindern, das möchte ich Ihnen in dem heutigen und auch in den nächsten Beiträgen ein bisschen genauer erläutern. 

Das gute alte Stofftaschentuch

Jetzt, wo alle, alle und liebe LeserInnen meinem Eindruck nach wirklich fast alle von Nachhaltigkeit sprechen, aber keiner so recht von seinen alten Gewohnheiten abrücken möchte, möchte ich Sie mal kurz daran erinnern, worauf sie vielleicht gerade sitzen. Genau jetzt, aber vorsicht, dann müssten Sie einmal kurz von ihrer gewohnten Sitzposition zur Seite rücken und nachsehen… kleiner Scherz am Rande 😉

Manche tragen es auch in der vorderen Hosentasche und die wenigsten werfen es schon nach einem mal benutzen in die Tonne. Die Rede ist vom Taschentuch. Nur ist das heutige Papiertaschentuch nicht annähend so stabil wie Opas bzw. Omas altes Stofftaschentuch, was vielleicht an irgendeinem Ort nur darauf wartet, endlich wieder ausgepackt zu werden. Denn das Stofftaschentuch ist tatsächlich so langlebig/nachhaltig, dass es sogar Oma und Opa überlebt hat. Ja und wenn Ihnen nun ein Licht auf geht, dann geht’s Ihnen so wie mir vor einiger Zeit. Seitdem benutze ich täglich ein frisch gewaschenes Stofftaschentuch. Zunächst nähte ich mir selbst ein paar aus einem durchgelegenen Bettlaken und dann bekam ich einen riesigen Stapel von der Großmutter meiner Freundin. 🙂 

Alle benutzen Papiertaschentücher doch keine/r weiß, wo die Zellstoffe herkommen (vielleicht interessiert es auch niemanden). Wie auch, wenn nicht einmal sicher ist, wo das meiste Schnittholz herkommt, was wir Tischler und die Holzindustrie verarbeiten, vorausgesetzt es kommt nicht aus Deutschland. Und selbst wenn ich es wüsste, möchte ich trotzdem keinen einzigen Baum mehr dafür fällen, nur damit ich mir das Waschen meiner Stofftaschentücher spare.  Apropos Bäume; Taschentücher haben mal so überhaupt gar nichts in der Umwelt verloren, liebe WaldspaziergängerInnen. Denn die sind anders als das Klopapier, mit dünnen Kunststoffschichten verbunden, damit man in diese mit 120km/h hinein niesen kann. Natürlich, glaube ich nicht wirklich, dass eine/r von Ihnen ernsthaft so etwas tun und sein/ihr Papiertaschentuch einfach in die Umwelt schmeißen würde. Aber vielleicht würden es noch weniger Menschen tun, wenn Sie bescheid darüber wüssten, dass Taschentücher, wenn Sie einmal in die Umwelt/ die Ozeane gelangen – und das tun ja ziemlich viele kosmetische Produkte auf „unerklärliche Weise“ – eine Qual für fleischfressende Meereslebewesen wie Robben sein können. Bevor es also in den Wald geht, nochmal schnell das Stofftaschentuch einpacken. Lassen wir liebe LeserInnen, liebe KollegInnen das Holz, also die Bäume doch lieber für den Klimaschutz stehen. Und wenn wir dann doch mal hier und da einen Baum fällen müssen – da kommen wir natürlich nicht drum herum – dann lassen Sie uns daraus nachhaltige Möbel und Häuser bauen, vielleicht auch Tinyhäuser – liebe Grüße an Christa und Florian. 🙂 

Jetzt wird es ein bisschen zynisch… Es wäre doch schade, wenn wir das Holz der letzten Urwälder nicht für nachhaltige Projekte verwenden, sondern es zu weichen Taschentüchern und Klopapier herstellen würden, um es dann die Toilette herunterzuspülen… Danke!

Gebraucht kaufen – die Antwort auf Konsumverzicht?

Flohmärkte, secondhand-Kleidungsgeschäfte und Kleinanzeiger, aber auch das Nachbarschaftsportal Nebenan.de sind mittlerweile meine erste Anlaufstelle, wenn ich etwas für unseren Haushalt oder die Werkstatt suche. Selbst Kleidung gibt es mittlerweile zu Haufe gebraucht bei z.B. Kleiderkreisel oder wie gesagt, ganz bequem im „secondhand“ vor Ort. Im durchgestylten Holland, genauer in Leeuwarden gibt es derweil Butiken, die hippe Klamotten neu und Second-Hand neben gebrauchten Möbeln anbieten. Und das in einer viel besuchten Shoppingmeile, gleich neben Großkonzernen wie Zara, C&A und H&M – das ist doch mal ein nachhaltiges Statement. Vielleicht haben diese kleinen Läden nicht so eine Wettbewerbschance wie die Großkonzerne, aber schon alleine die Botschaft ist beeindruckend. Nicht jede Stadt und jedes Dorf hat ein gut sortiertes Sortiment an Secondhandkleidungsgeschäften, daher empfehle ich z.B. Kleiderkreisel. Die genaue Größe einer Jeans, einer bestimmten Marke (ich mache hier keine Werbung), kennt man doch. Dafür muss man sie nicht immer unbedingt vorher anprobieren. Man könnte jetzt sagen, dass Onlineshopping nicht nachhaltig sei. Dem muss ich leider entgegnen, dass kürzlich durch einen Bericht des ZDF bekannt wurde, dass die gut organisierte Logistik im Onlineshopping, die hinter all diesen Kaufprozessen steckt, eine bessere CO2 Bilanz aufweist, als der gute alte Besuch in die Innenstadt zum Schoppen. Und in diesem Bericht ging es nicht einmal um Secondhandkleidung. Trotzdem möchte ich persönlich meine Kleidung hin und wieder auch einmal anprobieren und manchmal soll es auch einfach mal etwas neues sein. Klar – ich kaufe mir hin und wieder auch einmal etwas neues. Hierbei achte ich dann aber auf ganz bestimmte Ökolabels, die im übrigen durch ihren unaufdringlichen Stil, sehr meinem persönlichen Geschmack entsprechen. In Oldenburg gibt es Hella und Herrmann und in meiner alten Heimat Bremen gibt es z.B. Fairtragen, die ausschließlich fair produzierte und biologisch verträglichere Kleidung verkaufen. Diese Kleindung hat natürlich ihren Preis und das kann ich mir nur leisten, wenn ich überwiegend secondhand kaufe. 

Aber auch viele andere gebrauchte Dinge lassen sich gut und günstig über das Internet bestellen oder direkt aus der eigenen Stadt beziehen. Manchmal bekommt man sie auch direkt in der Nachbarschaft z.B. über das Nachbarschaftsportal nebenan.de, weil es irgendjemand so rumliegen hat und jetzt mal loswerden will. Ich finde die Digitalisierung schafft uns an dieser Stelle besondere Möglichkeiten, so möchte man diese nachhaltig nutzen. Ein Lattenrost, einen Kochtopf, eine Waschmaschine, etliche Haushaltsgegenstände, eine Gartenliege, eine Hängematte, ein Überzug für meine Gartenmöbel, ein Teppich und ein Sofa, all diese Dinge und noch viel mehr habe ich in den letzen fünf Jahren gebraucht gekauft und nie hatte ich an diesen Gegenständen im Nachhinein irgendetwas aus zu setzen. Im Gegenteil – ich bin mittlerweile davon Überzeugt, dass alles, was ich gebraucht kaufe, schon einmal eine gewisse „Probezeit“ überstanden hat. Somit tue ich meinem Geldbeutel etwas gutes. Und ganz nebenbei praktiziere ich einen nachhaltigen, umweltfreundlicheren Konsum. Natürlich habe ich die meisten Dinge einschließlich meiner ECE-Werkzeuge, die Sie in meinen Videoclips sehen, gebraucht im Internet oder auf Flohmärkten erstanden. Das ist Teil meiner zeitlosen Tischlerkunst – qualitativ hochwertiges Werkzeug – und echt natürliches Handwerk. Zeigen wir der Industrie doch einfach, dass wir mit der Qualität nicht mehr zufrieden sind und rebellieren wir still durch den Kauf von gebrauchten Gegenständen. #buyusedonly

Das heutige Video hat es in sich, schauen Sie es bitte an, ohne es zu skippen.

Nachhaltige Grüße aus Oldenburg.

Den Begriff der Nachhaltigkeit hat ein fürstlicher Förster namens Carl von Carlowitz erfunden, so wurde dieser Begriff erstmals 1713 als Widmung derer auf einer Gedenktafel formuliert.