der Tisch (15)
Hartöl ist für einen Tisch in Massivholzbauweise der ideale Oberflächenschutz. Keine anderen Oberflächenmittel bieten meiner Ansicht nach einen so umfangreichen Schutz vor Umwelteinflüssen. Synthetische Lacke hingegen haben zwar den Vorteil, dass sie über Jahre leicht abwischbar sind. Jedoch sollte auch bei der Oberflächenveredelung das Arbeiten des Holzes nicht außer Acht gelassen werden. Der Nachteil von lackierten Massivholzplatten ist jedoch die Neigung zur Rissbildung, da sie dem Quellen und Schwinden des Holzes buchstäblich „nicht gewachsen“ sind. Hinzu kommt, dass synthetische Lacke bei Druckstellen etc. nachgeben und (ab)platzen.
Gelangt in diese Schadstellen Wasser, ähnelt die Oberfläche schnell einer benutzten Bierzeltgarnitur (eine Bierzeltgarnitur entspricht einer anderen Beanspruchungsgruppe). Eine ökologisch nachhaltigere und natürlich erscheinende, lebendigere Alternative zu den synthetischen Lacken bietet ein entsprechendes Hartöl. Es kann Stöße leichter verzeihen und der Kunde kann die Oberfläche nach eigenem Ermessen renovieren. Der letzte und für mich ausschlaggebende Grund für die Verwendung von Hartöl ist die Arbeitssicherheit. Eine geölte Holzoberfläche ist für den Verarbeiter bzw. Tischler deutlich weniger gesundheitsschädlich. Es gilt abzuwägen, welchen Ansprüchen eine Oberfläche genügen soll. Je nach Beanspruchungsgruppe sollte entschieden werden, welches Oberflächenmaterial man verarbeiten kann. Die heute üblichen Polyurethan-Lacke sollten meiner Erfahrung nach aber nur auf Plattenwerkstoffen und nicht auf Massivholz aufgebracht werden.
Im Video zeige ich Ihnen, mit welchen Hilfsmitteln ich das Öl auftrage. Ich präferiere zum Auftragen des Öles einen Schwamm. Der Vorteil hierbei liegt primär in der Reinigung. Ein Schwamm kann häufiger verwendet werden, ohne dass er wie ein Pinsel mit Lösungsmittel gereinigt werden muss. Ein weiteres Plus ist der rückseitige Schleiffließ des Schwammes. Mit ihm wird das Öl in noch feuchtem Zustand in die Holzoberfläche eingeschliffen. Nach Gebrauch kann der Schwamm einfach in einem gesäuberten Marmeladenglas aufbewahrt werden. Das Glas sollte luftdicht verschlossen werden. Die Aufbewahrung des Öls in einer Brotdose aus Kunststoff entspricht zwar nicht den historischen Prinzipien, nach denen ich normalerweise arbeite. Es ist meiner Erfahrung nach und wie ich aus dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen gelernt habe, die beste Methode, bereits verwendetes Öl zwischenzulagern. Überschüssiges Öl sollte niemals zurück in das Hauptgebinde gegossen werden, da dies zu einer Bakterienverbreitung führt und das Gebinde dazu neigt, früher „Umzukippen“. Die Kunststoffdose sollte aber hin und wieder mit kochendem Wasser ausgespült werden.
„ACHTUNG!“ Öllappen nach dem Gebrauch immer glatt aushängen lassen, ansonsten besteht akute Brandgefahr. Viele Tischlereien haben hierdurch schon ihre Existenz verloren.
Durch die Reinigung angefallene Ölreste dürfen auf keinen Fall in unsere Abwassersysteme gelangen. Ich empfehle Ölreste in einen mit Hobelspäne gefüllten Eimer zu gießen und erst nach kompletter Trocknung diesen über den Restmüll zu entsorgen. Die Schwämme zersetzen sich über einen bestimmten Benutzungszeitrsaum. Die Entsorgung sollte dann im Glas über den Sondermüll des örtlichen Recyclingbetriebs stattfinden.