Sensen
Gartenarbeit ist des deutschen liebst. Viele Menschen verbringen ihre Freizeit bei schönem Wetter im Garten um sich vom stressigen Alltag zu erholen. Die Arbeit im Garten macht den Kopf frei und wenn man sein „Unkraut“ gejätet und die Beete mit Rindenmulch oder Kieselsteinen bedeckt, den Rasen gemäht, vertikutiert und gedüngt hat, fühlen sich viele darin bestätigt, wieder etwas erledigt zu haben und dieses Gefühl macht viele Menschen glücklich. Macht einen eigentlich das Gefühl glücklich, oder ist man glücklich, weil andere behaupten man müsste erst etwas dafür tun um glücklich zu sein?…
Warum machen wir uns die Arbeit?
„Der Trend“ im Garten geht zum autonomen Rasenmäher. Vermeintlich haben wir durch den Kauf eines solchen Produktes weniger Arbeit, aber macht uns das glücklicher? Aber irgendwie klingt es widersprüchlich, wenn man doch eigentlich die Gartenarbeit als so abwechslungsreich und erfüllend empfindet. Ich habe gute Gründe die dagegen sprechen, sich so einen Rasenmäherrobotter anzuschaffen. Erstens speichert so ein Computer wahrscheinlich wieder irgendwo unsere Daten… wofür auch immer! Zweitens halte ich es für bedenklich, dass wir uns immer mehr „der Umwelt“ entziehen und das tun wir, wenn wir es nicht einmal mehr für nötig halten unseren eigenen Rasen zu mähen. Und drittens macht es keinen Sinn sich ein weiteres wahrscheinlich nicht sehr langlebiges und dennoch sehr kostenspieliges Haushaltsgerät anzuschaffen, was uns die Arbeit abnehmen soll. Denn schlussendlich muss man für so ein teures Gerät ja auch ein paar Stunden arbeiten. Die schöne Gartenarbeit wird verlagert auf unseren Arbeitsplatz am Schreibtisch, Werkstatt etc. Weniger zu konsumieren bedeutet eben auch weniger arbeiten zu müssen. Ich habe es an anderer Stelle bestimmt schon einmal erwähnt. Kleiner Exkurs: An dieser Stelle möchte ich kurz einen interessanten Blog vorstellen, der gut zu diesem Thema passt: https://frugalisten.de
Was hat die Artenvielfalt von unserer Gartenarbeit?
In erster Linie hat der Mensch etwas davon, wenn er seine Beete bepflanzt und die freien Stellen mit Rindenmulch bedeckt, damit Wildkräuter fernbleiben. Die Artenvielfalt guckt da eher doof aus der Wäsche. Will man der Natur etwas gutes tun, gilt als Grundregel, umso weniger Eingriff des Menschen, desto mehr Platz für Insekten und Tiere. Die Biodiversität ist ganz nebenbei lebensnotwendig für uns Menschen. Daher sind große Nationalparks (neben den Landschafts-& Naturschutzgebieten nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)) nicht nur ein schönes Reiseziel. Natürlich gibt es auch bienenfreundliche mehrjährige Blumen zum Kaufen und Bepflanzen die gut für Insekten sind. Tipps gibt es in zahlreichen Büchern und Zeitschriften.
Ich lass es wachsen!
Zum Trotz all unserer deutschen Wohlstandsregeln aber zum Wohle unserer Artenvielfalt, habe ich mich dazu entschlossen unseren Rasen einfach mal wachsen zu lassen. Anfang Juni habe ich die erste Mahd mit der Sense vollzogen. Es reichte noch nicht ganz bis zur Wildblumenwiese, aber angenommen ich würde zukünftig nur noch nach dieser traditionellen Art unseren „Rasen mähen“, würde sich der Rasen über die Jahre in eine Wildblumenwiese verwandeln, da sie sich zwischen den Gräsern zuhause fühlen. Die Arbeit mit der Sense ist ruhig, sie ist schonend im Umgang mit den Insekten, sie macht Spaß und gleichzeitig ist es für mich wie ein Fitnesstraining. Und da man insgesamt viel Zeit einspart, da man nicht regelmäßig mit dem Rasenmäher unterwegs ist, kann man den Gräsern ein bisschen beim Wachsen zuschauen und das hat etwas meditatives. Wenn Sie nun denken: „Mensch Jakob, Sie hören doch das Gras wachsen!“ „Jaja, “als Lehrer hat man ja die Zeit“. Dann kann ich Ihnen nur entgegenbringen, dass es auch immer darauf ankommt, wie man sich seine freie Zeit einteilt.
Nun wieder zurück zum Thema: Durch bloßes Zuschauen, lernt man unglaublich viel – zu meiner Verblüffung teilweise auch nur durch die Beobachtung – z.B. welche Blumen für welche Arten von Bienen attraktiv sind. Denn auch wenn die Gräser vorm Sensen auf der Rasenfläche dominierten, die Beete, die ich am Rande noch stehen lassen habe, sind schon seit geraumer Zeit nicht mehr bearbeitet worden. Hier blühen die Kräuter und Blumen vom Giersch über das Stinkende Storchschnabel zum Hahnenfuß oder den Klatschmohn bis hin zum Fingerhut in ihrer natürlichen Blütenfolge, so dass für jede Bienen-/ Insektenart etwas dabei ist.
Umweltschutz vor der eigenen Haustür
Umweltschutz im eigenen Garten macht Sinn. Laut der Wissenschaftssendung im WDR Quarks & Co, sind alle deutschen Gärten zusammengefasst so groß wie die Hälfte aller Naturschutzgebiete in Deutschland. Sprechen sie mit ihren NachbarInnen.
Die Debatte um unser Insektensterben ist mindestens genau so in aller Munde, wie der Klimawandel und die mit Plastik katastrophal versifften Weltmeere. Und nein – ich möchte jetzt nicht auch noch auf den Steingartenbesitzern herumhacken, sie haben in letzter Zeit genug Kritik einstecken müssen (die Armen). Jeder kann etwas tun, schieben wir unsere ökologischen Fehlschritte bitte nicht auf die ansteigende Bevölkerung. Das ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
Wenn Sie finden, das noch nichts zu spät ist, nehmen Sie sich einen Tag frei und gehen Sie mit uns auf die Straße und schließen Sie sich einer der wohl sinnvollsten Bewegung an, die es je gegeben hat und die seit einigen Monaten endlich auch im Bundestag gehör findet. Denn Umweltschutz beginnt vor der eigenen Haustür!
Das geerntete Heu bekamen meine lieben Nachbarn für ihre Hühner. Als Dankeschön bekam ich zwei leckere selbstgemachte Gläser Hagebutten-Gelee.
Liebe LeserInnen, ich hoffe Sie kommen gut durch die angekündigte Hitzewelle in der nächsten Woche. Gießen Sie mit Regenwasser und lieber wenig, dafür häufiger, sodass die Pflanzen die Feuchtigkeit aufnehmen können.
Viele Grüße aus Oldenburg.
Jakob