der Tisch (11)

Für die Herstellung der Hirnleisten bedarf es viel Fingerspitzengefühl. Aber wofür betreibe ich den ganzen Aufwand? Sie erfüllen zum Einen den Zweck der Stabilisierung der Tischplatte gegen sog. Torsionskräfte, die durch einen drehwüchsigen Stamm fast in jedem Holzbrett auftreten können. Außerdem sind die verkeilten Leisten, die über eine Nut und Feder mit der Platte verbunden werden, auch optisch sehr schön. Ich empfehle erst die Hirnleisten mit einer Nut zu versehen. Im Anschluss daran wird die Feder mit dem Falzhobel in die dazu gehörige Hirnleistennut eingepasst. Das Tischlerdreieck wird auf der Unterseite angerissen, sodass es bei der Zuordnung hilft. Der Keil, der von außen eingetrieben wird, hat die gleiche Dicke wie die Nut bzw. die Feder. Bei meiner Tischplatte von 20mm Dicke habe ich mich für eine 8mm Nut entschieden (ca. 1/3 der Holzdicke). Das Nuthobeleisen und das Schlitzeisen haben somit die gleiche Dicke. Die Schmiege hilft beim Stemmen des Loches und dient als Vorlage für die Herstellung des Keils.

Nun noch ein paar Worte in eigener Sache. Vielleicht ist es Ihnen bereits aufgefallen, dass ich den Titel dieser Beitragsreihe umbenannt habe. Insbesondere Kolleginnen und Kollegen aber auch interessierte Menschen, die nach dem Begriff „Tisch“ im Internet suchen, finden derzeit keine fachgerechte Information. Durch die Umbenennung des Titels dieser Reihe erhoffe ich mir,  obwohl es natürlich relativ unökonomisch ist Möbel ohne Maschinen herzustellen, fachspezifisches Wissen zu erhalten. Viele Tischler lernen nicht mehr, was einst über Generationen von Meister zu Meister weitergegeben wurde, obwohl es an potentiellen Informationsmedien nicht mangelt. Viele Firmen verarbeiten heute fast nur noch Plattenwerkstoffe. Da andere Materialien in den Vordergrund gerückt sind, werden Massivholzmöbel weniger angeboten, womit auch die Nachfrage seitens der Kunden nachlässt. Wenn dann aber doch mal ein Kunde ein Massivholzmöbel wünscht, schleichen sich dementsprechend mehr und mehr Konstruktionsfehler ein. Meiner Beobachtung nach zu urteilen, werden die Gestaltungsmöglichkeiten der Plattenbauweise häufig eins zu eins – ohne Rücksicht auf das Arbeiten des Holzes zu nehmen – auf die Massivholzbauweise übertragen. Ganz nach dem Vorbild der großen Möbelhäuser werden zB. Möbeltüren bestehend aus einer verleimten Massivholzplatte an einen Schrank angeschlagen. Kein Wunder, dass sich im Laufe der Zeit die Möbeltür wirft… Der Kunde muss beraten werden, dass jeder Möbelstil entsprechende Materialien bzw. Werkstoffe verlangt. Wird dies nicht berücksichtigt, hat der Kunde die Möglichkeit, Regressansprüche gelten zu machen.

Es gibt sicherlich auch ganz andere Probleme auf dieser Welt. Aber für unseren Berufszweig ist es ein wichtiges Thema. Viele junge Menschen würden gerne „richtiges“ Holz verarbeiten. Ich glaube, dass Massivholzmöbel immer noch viel mehr Potential als die buntesten Kunststoffdekorplatten haben und dass Holzprodukte in Zukunft gefragter werden können, wenn sich auch die Kunden mit der Herstellung mehr auseinander setzen könnten. Das Internet bietet diesbezüglich gute Möglichkeiten den Herstellungsprozess transparent und attraktiv zu gestalten. Fassen Sie es bitte nicht als reine Kritik, sondern als Anregung auf. Es liegt an uns Tischlern/Schreinern, was wir den Kunden anbieten und wie wir es ihnen verkaufen.

„Frohe Ostern!“ 🐇

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