Angeln
Der Sommer läd zu vielen Freizeitaktivitäten an der „frischen Luft“ ein. Häufig stehe ich mit meiner Angelrute in der Hand, mit dem Blick auf die Wasseroberfläche gerichtet am Ufer. Auch als kleiner Junge war das bei mir so. Vor knapp zwei Jahren habe ich dieses Hobby für mich wiederentdeckt. Nach einem lauten Tag in der Schule im Bankraum, zwischen den werkenden Schülerinnen und Schülern, bringt mich die Ruhe am Weserufer wieder runter, denn angeln entschleundigt.
Im Frühjahr haben die meisten Raubfische Schonzeit. Diese endet in Bremen am 15. Mai. Man könnte es auch als Paarungszeit beschreiben. Beobachten kann man es besonders an den dicken, mit Laich gefüllten Bäuchen der weiblichen Fische. Bei den Fischen legt das Weibchen den Laich (Rogner). Kurz nach dem Absetzen des Laiches, werden die Eier vom Männchen besamt (Milchner). Gleiches gilt, bis auf den Zeitraum der Schonzeit, auch für die Friedfische. Raubfische fressen, wie der Name schon sagt, andere Fische. Häufig fressen Hechte, die zu den Raubfischen gehören, sogar ihre Artgenossen – so ist die Natur. Friedfische, ernähren sich insbesondere von Insekten, Schnecken, Würmern und Mikroorganismen. Es kommt aber auch vor, dass kapitale Friedfische, Friedfische höheren Alters, auch vor kleineren Fischen nicht halt machen. Trotzdem gehören sie zur Gruppe der Friedfische (Beispiel Rapfen, siehe Foto).
Meine Kritik: Die „traditionelle Angelei“, sei es auf Raub- oder auf Friedfisch, ist aus dem ökologischen Aspekt vollkommen vertretbar – sogar einige Bio-Supermärkte verkaufen ihre Tiefkühlprodukte mit gleichnamiger Deklaration – nur leider sind nicht alle Angler ökologisch orientiert. Angeln ist zum „Trendsport“ geworden, es gibt etwa dreimillionen Angler in Deutschland. Einige von Ihnen betreten unwissentlich Vogelschutzgebiete und stören seltene Vögel bei ihrer Brut. Andere wiederum sind leider nicht dazu im Stande ihre Köderverpackungen etc. nach dem Ansitzen wieder in die eigene Tasche zu stecken – das ist ein leidliches Thema. Hinzu kommen hochgerechnet viele Tonnen Lockmittel zum Friedfischangeln, die durch ihre Konservierungsmittel die Wasserqualität und die Unterwasserbiotope zerstören. Meiner Meinung nach findet diese Methode viel Zuspruch durch das Wettangeln der Angelvereine. Anstelle es zu hinterfragen, welche negativen Auswirkungen Konservierungsmittel auf die Binnengewässer haben. Warum sind Konservierungsstoffe in zugelassenen Produkten enthalten, die dann nur zum Anlocken von Fischen in freier Wildbahn dienen?… Diese Frage sollte man sich stellen, wenn man das nächste Mal Friedfische angeln gehen möchte. Und noch ein weiterer entscheidender Punkt spricht gegen das Anlockmittel – es ist wie beim Enten füttern. Sobald das Futtermittel eine unnatürliche Größe annimmt wird es pervers. Hierdurch greifen wir in die natürliche Umwelt ein. Unterwasserpflanzen sterben ab und die Wasserqualität leidet darunter.
Mein Tipp: Wer gerne auf Friedfische z.B. Karpfen, Rotfedern und Schleien angelt, sollte ohne Lockmittel angeln und auf natürliche Köder wie den Regenwurm, Maiskörner oder Maden zurückgreifen. Die Fangchancen sinken dadurch, aber ich sehe darin eine Herausforderung, der ich mich gerne annehme, wenn ich am Ufer stehe. Die einen angeln auf Friedfische und das ist gut so! Ich bevorzuge das etwas zeitintensivere, aktivere Spinnfischen mit Metall- oder Holzködern auf Raubfische. Raubfische schmecken mir persönlich besser, denn ich schlachte meinen Fisch und esse ihn auch. Vom reinen „catch & release“ halte ich nichts. Schließlich handelt es sich immer um ein Tier, was ich mit der Angel aus dem Wasser ziehe.
Ich weiß, dass ich mich mit diesem Beitrag bei einigen Anglern sehr unbeliebt mache. Auch wir Angler haben uns an den „technischen Fortschritt“ gewöhnt und es fällt schwer davon abzulassen. Wer meine Kritik überhaupt nicht nachvollziehen kann, dem sollte meiner Meinung nach keine Fischereierlaubnis erteilt werden.
Sollte man das Angeln verbieten?… Wenn Sie nun Lust bekommen haben selber angeln zu gehen, stürzen Sie nicht unüberlegt in den nächsten Angelladen. Schauen Sie im Kleinanzeigenmarkt oder auf dem Flohmarkt nach einer einfachen Angel. Für den Anfang ist das völlig ausreichend. Erkundigen Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis, wie man mit einem Fisch an der Angel umgeht und gehen Sie nicht einfach alleine ans Ufer. Wenn Sie Spaß daran haben, wenden Sie sich an ihren ortsgebundenen Angelverein und legen sie bestenfalls eine Fischerprüfung ab, denn alles andere ist Tierquälerei und wird als Wilderei strafrechtlich geahndet. „PETRI!“ 🙂