Harriersand

Es sind Sommerferien und das Wetter ist klasse, daher habe ich heute meinen nächsten „Ökotrip“ für Sie. Vor einigen Wochen hat es uns auf eine wunderschöne Insel verschlagen. Hingefahren sind wir natürlich mit der Bahn und dem MIA-Ticket. Allen Bremern*innen und Oldenburger*innen ist es bekannt, mit ihm kann man am Wochenende durch das gesamte Verkehrsgebiet Bremen-Niedersachsen reisen. Und der Inhaber dieses Tickets kann sogar noch eine weitere Person und zwei Kinder mitnehmen. Verkehrstechnisch betrachtet, ist dieses Ticket ein Schritt in die richtige Richtung. Denn somit wird der ÖPNV, zumindest an den Wochenenden mehr ausgelastet und die Straßen dadurch entlastet. Kurz um: am Wochenende ist es in den Zügen deutlich entspannter, da kaum Pendler unterwegs sind. Probieren Sie es einfach mal aus – Sie werden es spüren.

Wir fuhren also mit der Regionalbahn vom Bremer Hbf in Richtung Nordenham nach Brake. Zu Fuß, durch die Kleinstadt dauerte es ca. 10 Min. Angekommen sind wir dann am Anleger einer kleinen Fähre, die uns auf Europas größte Flussinsel fuhr. Natürlich handelt es sich nicht um eine einsame Insel, aber der Andrang der Reisenden hält sich in Grenzen. Die Zeit an der Menschenschlange, die bei gutem Wetter nicht zu vermeiden ist, kann man sich mit einem sehr leckeren Matjes-Fischbrötchen vertreiben.

Harriersand ist eine Insel mit einem wunderschönen Sandstrand.

Ja, ein Sandstrand ist nun nicht das nachhaltigste was es gibt auf der Welt, da alle Paar Jahre so ein Strand mit hohem Energieaufwand und einem großen Eingriff in das Ökosystem neu aufbereitet wird, in dem der Sand aus dem Wesergrund abgesaugt und auf den Strand geschüttet wird… aber irgendwo müssen „sieben Milliarden Menschen“ eben Urlaub machen (?!) – klingelt es? 😉 

Das Wasser ist verhältnismäßig sauber und nicht so belastet, wie viele Badeseen heutzutage. Da es sich bei der Weser um ein Fließgewässer handelt, wird natürlich auch ein bisschen Sand und Schlick aufgewirbelt. Das hat Brackwasser so an sich. Wobei diese Bezeichnung genau genommen eine andere Bedeutung hat. Bei Brackwasser handelt es sich um ein Mischgewässer in dem Salz- auf Süßwasser trifft. Natürlich muss man sich ein wenig auf die schnellere Strömung beim Schwimmen einstellen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und es ist irgendwie lebendiger als ein künstliches Wildwasserbecken. Mit kleinen Kindern würde ich jedoch erst einmal einen Badesee besuchen (z.B. den Stadtwaldsee in Bremen, in der Nähe der Uni). Freibäder besuche ich ungern. 

Aber auch für die Nichtschwimmer hat Harriersand etwas zu bieten. Wer lange Spaziergänge mag, der findet unweit hinter dem Strand ein Wiesenland was ein Prestigeobjekt der „Bioland-Landwirtschaft“ sein könnte. Doch klingt es nicht ziemlich bescheuert, eine natürlichere Umgebung mit einem Zertifikat zu deklarieren (alla UNESCO)? Aufgefallen ist uns die besondere Umgebung allerdings schon vor dem großen Schild (siehe Fotos) und zwar anhand der vielen bunten Wildblumen und der erkennbar sauberen Bewässerungsgräben. Als aufmerksamer Angler beobachtet man, wie sich die Bewässerungsgräben der konventionellen Landwirtschaft mehr und mehr in braune, überdüngte „Larchen“ entwickelt haben.

„Genug gemeckert“, schon alleine diese Wiesenlandschaft ist einfach eine Reise wert. Auch Vögel finden hier noch die nötigen Insekten und müssen nicht in die Stadt „flüchten“. 

Wer gerne über Nacht bleibt, dem stehen ein paar kleine, spartanische Ferienhäuser und ein Campingplatz zur Verfügung. Leider ist diese Insel nicht autofrei (was nicht ist, kann ja noch werden). 

Die Landwirtschafts-bzw. Spazierwege sind davon allerdings nur sehr wenig betroffen. Auf der Insel kommt man zur Ruhe und das soll auch so bleiben. Die Rückfahrt mit der kleinen Fähre ist umso entspannter. Und ist man wieder auf dem Festland, ändert sich nicht viel daran, denn die Kleinstadt Brake wirkt ein bisschen verschlafen. Mein Appell an Sie lautet: „Wecken wir dieses Städtchen ein bisschen mit Samtpfoten und verhelfen wir ihr zu mehr – aber bitte mit Fingerspitzengefühl!“ Das schöne an dieser Gegend ist, dass es wohl niemals ein Urlaubsziel für den Massentourismus wird. 😉

Schöne Ferien!

Jakob