Staatsforst Wildenloh

Die Ruhe zwischen den Feiertagen kann man gut nutzen, um gedanklich „herunterzufahren“. Um die Seele mal so richtig baumeln zu lassen, gehen meine Freundin und ich gerne spazieren. Am liebsten dort, wo nach Möglichkeit wenig Verkehrslärm zu hören ist und wo die Natur noch so sein darf, wie sie will.  An welchem Ort stört sich niemand an dem herumliegenden Laub, an welchem Ort verwehren im Frühjahr tausende Mücken einem Spaziergänger fast den Eintritt, wo hält das Erdreich auch einem Rekordhitzesommer 2018 stand und trocknet deutlich weniger aus als in unseren angelegten Parkanlagen? Die Rede ist natürlich vom Wald! Meine Freundin und ich, wir lieben Waldspaziergänge. Wie man dort auch ganz bequem ohne Auto hinkommt, darum soll es in meinem heutigen Beitrag gehen. Aber auch über die „guten“ Vorsätze für das neue Jahr möchte ich ein paar Worte verlieren. 

Der Weg zum Wald

Wie bin ich eigentlich auf genau diesen Wald gekommen? Hierfür war nur eine kurze Recherche im Internet nötig und es war wirklich ein Kinderspiel! Mein Sucheintrag lautete „Wald“, daraufhin schlug mir die Suchmaschine eine Buslinie zum Staatsforst Wildenloh vor. Das hat erstaunlich gut geklappt, probieren Sie es doch auch mal aus. Nachdem wir uns unsere alten „Waldsneaker“ angezogen hatten, gingen wir los. Man möchte meinen, dass es bei diesem Wetter matschig im Wald ist und man daher am besten Gummistiefel anziehen sollte. Doch das ist ein Irrtum – ein intakter Waldboden kann i.d.R. viele Wassermassen aufnehmen, ohne dass sich matschige Pfützen bilden. 

Die Busse der Linie 380 und 329 waren an diesem Tag fast leer (wir waren auf dem Hinweg nur vier Passagiere). Da sprechen immer alle von Energiewende und Umweltschutz, dabei ist es doch eigentlich eine ziemliche Energieverschwendung, wenn ein fetter Linienbus mit vier Personen durch die Gegend „eiert“. Vielleicht können wir in Zukunft durch die Digitalisierung (KI) noch ein bisschen intelligenter werden, was die Planung unserer ÖPNV angeht… Schieben wir es mal wieder galant auf „die Anderen“ in der Zukunft… 😉

Nach einer Fahrtzeit von insgesamt 30 Minuten (abzüglich Umsteigezeit) angekommen im Staatsforst Wildenloh im Landkreis Ammerland bei Oldenburg, gingen wir von der Bushaltestelle direkt in den Wald. Denn die Haltestelle befindet sich unmittelbar neben dem Wald. So schnell wie wir drin waren, das heißt ohne Parkplatzsuche und dem ständigen Gedanken daran, Wertsachen nicht offen herumliegen lassen zu dürfen, schafft es bestimmt kein PKW-Besitzer! Wir waren positiv überrascht von der Größe und der Diversität der Bäume und der Waldstruktur. Zum einen fanden wir einen jüngeren dichteren Niederwaldabschnitt mit auffällig hohem Nadelbaumbestand vor und zum anderen einen höheren Mischwaldabschnitt mit älteren Laubbäumen. Während unseres Spaziergangs entdeckten wir noch eine weitere Besonderheit, die ich mit diesem Beitrag würdigen möchte. Es handelt sich um eine Installation, die dem Besucher verdeutlichen soll, wie es um den täglichen Holzzuwachs in diesem Staatsforst steht (siehe Video). Ich wurde nachdenklich: Natürlich könnte man auch vom Ertrag sprechen, wobei ich es in der heutigen Zeit ziemlich naiv finde, alle nachwachsende Rohstoffe auch mit einem wirtschaftlichen Wachstum gleich zu setzten. Denn der Wald ist nicht nur ein Rohstofflieferant – ich glaube ohne ihn sehe es hier ziemlich verwüstet aus auf unserer Erde (um ein paar Ecken gedacht). Meinen Schüler*innen sage ich immer, dass wir unsere Wälder auch mit einem menschlichen Organ vergleichen könnten…, schwindet dieser, mangelt es uns an Sauerstoff (wenn das nur das einzige Problem wäre). Also, Lob und Anerkennung für diejenige oder denjenigen, die bzw. der dieses Schild formuliert hat.

Für diejenigen von Ihnen, die dachten, dass es sich bei diesem Beitrag um eine “actionreiche Story“ handelt, den muss ich leider enttäuschen. Ein Waldspaziergang kann aber dennoch sehr spannend sein, vorausgesetzt, man hat ein Grundinteresse für ökologische Abläufe und ist an regelmäßigen Waldbesuchen interessiert. Denn an keinem anderen Ort in unserer gemäßigten Klimazone, machen sich die Unterschiede der vier Jahreszeiten so eklatant bemerkbar, wie in einem Wald. Bevor ich nun dieses Kapitel abschließe, möchte ich aber noch auf einen weiteren Vorteil hinweisen, der sich vor allem beim Rückweg, um genau zu sein beim Einsteigen in den Bus bemerkbar gemacht hat. Der typisch deutsche „Spießbürger“ kann hier nämlich aufatmen. Denn den Dreck, den man durch das Schuhsohlenprofil mit in das Fahrzeug nimmt, über den muss sich der „ordentliche Mensch“ keine Gedanken machen. Den Dreck machen „die Anderen“ für einen weg (das können wir Deutschen besonders gut).

Frohes neues Jahr – mit einem Blick in die Zukunft

Viele Menschen feiern den Jahreswechsel mit Feuerwerk und Knallkörpern. Ich erfreue mich auch über den Anblick eines gut organisierten Feuerwerks von Pyrotechnikern. Jedoch habe ich, wie auch bei vielen anderen Ritualen unserer Zivilisation (z.B. dem Tannenbaum zu Weihnachten), etwas einzuwenden. Muss wirklich jeder so eine Rakete in die Luft schießen, bzw. muss sich jeder Haushalt eine über ca. zehn Jahre gewachsene Tanne für zwei Wochen ins Wohnzimmer stellen?Ich denke, diese Fragen haben eine Berechtigung – gerade in der heutigen Zeit. Vor kurzem habe ich in den Tagesthemen gesehen, dass während der Silvesternacht in Deutschland so viel Feinstaub entsteht, wie sonst während eines Zeitraums von zwei Monaten durch den gesamten inländischen Autoverkehr. Und zwei Wochen vorher stellen wir* uns einen Baum ins gemütliche Kaminzimmer, der hierfür zehn Jahre in  einer monokulturellen „Tannenbaumplantage“ gedeihen durfte. Hinzu kommen die Pestizide, die auf die Tanne gespritzt wurde, damit kein Insekt den Landwirten „die Erträge“ zerstört. Irgendwie klingt das ziemlich pervers, wenn man sich die Faktenlage mal genauer anschaut. Ich sagte es ja bereits im vorletzten Beitrag; der Konsummonat Dezember hat es in sich. Interessant ist, dass der Monat mit dem höchsten Energiebedarf der Januar ist, was sicherlich an einem durchschnittlich kalten Wintermonat liegt. Verzichten wir im Dezember ein bisschen auf unsere Rituale, dann haben wir fiktiv betrachtet für das kommende Jahr ein kleines Plus auf unserem Emissionskonto gut. 

*die Bezeichnung wir verwende ich bewusst um deutlich zu machen, dass wir alle zusammen verantwortlich für das Voranbringen eines wirklich nachhaltigen Umweltschutzes sind.

Also, falls Sie noch keine Vorsätze für das kommende Jahr haben, denken Sie bzw. wir doch bei dem ganzen Qualm und dem lauten Geknalle zum Jahreswechsel einfach mal an unsere Umwelt. Denken wir zuerst an unsere Wildtiere wie z.B. Vögel, Igel, Mäuse, Fledermäuse, Kaninchen, Eichhörnchen, Ratten, Marder, Insekten, Maulwürfe, Frösche und Fische etc.. Und wenn wir dann noch nicht resigniert haben, lassen Sie uns natürlich auch noch einmal gemeinsam an unser Klima denken. Vielleicht hilft uns das dabei, einen guten Vorsatz für das kommende Jahr 2019 zu  finden. Bitte nehmen Sie diesen Beitrag nicht zu  persönlich, ich wollte diese Gedanken immer schon einmal mit Ihnen teilen. Ich setzte voraus, dass Sie und ich, was unsere Einstellung betrifft, in vielen Dingen übereinstimmen. 😉

Wildblumen im Winter

In diesem Sinne, ich verabschiede mich aus dem wärmsten Jahr seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung und wünsche Ihnen einen guten und umweltfreundlichen Start in das neue Jahr. 

Übrigens, meine Vorsätze lauten:

  • weniger Fleisch
  • weniger Dogmatismus
  • weniger meckern. 😅